08 Sep Von Xylophon, Libelle und Mistkäfern
Kinder des Schwabenheimer Hof Kindergartens genießen die Waldwochen
„Aufgrund der Corona-Zeit war es uns besonders wichtig, den Kindern bereichernde neue Erlebnisse in der Natur zu bieten, die das Wir-Gefühl stärken,“ so Brigitte Kieser, Facherzieherin für Natur- und Waldpädagogik und seit 2020 Leiterin des Kindergartens. Nach einzelnen Waldtagen im Frühsommer verbringt der Kindergarten ab Ende Juli drei Wochen jeden Tag von 8 bis max. 14 Uhr im Dossenheimer Wald. Ausgangspunkt ist immer der Spielplatz Dreieichen, von dort unternehmen sie kurze und längere Ausflüge. „Waldpädagogik ist Wege-Pädagogik – wir sind gemeinsam als Gäste achtsam im Wald unterwegs und entdecken Plätze, denen die Kinder die tollsten Namen geben.“
Über die Zeit entwickelte „Wald-Rituale“ und gemeinsame Mahlzeiten geben den Kindern dabei Sicherheit und Orientierung in der neuen Umgebung. Über den Tag wechseln sich Freispiel, Basteln mit Naturmaterialien und Spaziergänge ab. „Da wir über mehrere Wochen diesen neuen Lebensraum erkunden können, können wir flexibel Ideen umsetzen, neue entwickeln, aber auch auf Vorschläge der Kinder reagieren,“ so Susan Kurras. „Die Kinder fühlen sich in den Wald hinein, und entdecken am Schluss Dinge, für die sie am Anfang noch gar keine Augen haben.“
So untersuchen die Kinder mit großem Eifer den Waldboden und entdecken dabei die unterschiedlichen Eigenschaften von Rinde, Moos und Holz. Und wer sich neben die Erzieherin auf den Boden legt, der kann dem Rauschen des Windes in den Bäumen lauschen und dabei die vorbeiziehenden Wolken beobachten. Ganz besonders faszinieren die Kinder natürlich auch die verschiedensten Pflanzen und Tiere, die im Wald leben – von Schmetterlingen, die der Schmetterlingsflieder anlockt, über „soo riesige!“ Libellen, bis zum Mistkäfer, den man mit der mitgebrachten Lupe begutachten kann.
„Jedes Kind findet seinen Platz zum Spiel – das eine versteckt zwischen zwei Bäumen, beim Insekten-Beobachten, das andere beim Spaziergang über eine Wiese, wieder ein anderes beim Balancieren über einen Baumstamm,“ so Kurras. Dabei achten die PädagogInnen darauf, dass die Kinder sowohl in Kleingruppen altersgerechte Erfahrungen machen können – die Kleinsten üben besonders gerne das Klettern und Rutschen – als auch in gemischten Gruppen das Gemeinschaftsgefühl stärken. „Es ist toll zu sehen, wie die Kinder sich ganz selbstverständlich gegenseitig helfen und unterstützen, beim Klettern, Bauen und Äste sammeln.“ Die Größeren können sich bei anspruchsvolleren Aufgaben wie dem „Schnitz-Führerschein“ oder dem Bau eines „Wald-Xylophons“ erproben – das anschließende Klänge erforschen und Musizieren begeistert natürlich Groß wie Klein gleichermaßen.
„Egal ob erfahrene Waldpädagogen, oder die KollegInnen, die zum ersten Mal im Wald arbeiten oder sich noch in der Ausbildung befinden – jeder nimmt hier einmalige Erlebnisse mit. Und wir glauben, dass es für die Kinder ganz besonders wertvolle Erfahrungen sind, die sie hier sammeln können. Wir sind zwar kein Waldkindergarten, aber die Waldpädagogik hat durch die Waldwochen und -tage einen festen Platz in unserem Kindergarten-Konzept“, so Kieser.
Quelle: Dossenheimer Anzeiger, Lena Töppe
Fotos: Brigitte Kieser